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Objektivkorrektur des Sigma 18-125mm 3.8-5.6 DC OS HSM mit dem Raw-Converter Canon DPP (Digital Photo Professional)

Es gibt verschiedene Programme, die Linsenfehler korrigieren können. Tests attestieren z.B. DxO Optics Pro sehr gute Ergebnisse. Eine kostengünstige Alternative ist PTLens, kostenlos kann man auch mit entsprechenden Plugins in Gimp einige Korrekturen vornehmen.

Ich verwende das mit der Canon EOS 450D mitgelieferte Programm DPP (Digital Photo Professional), da es nichts extra kostet, leicht bedienbar ist und zügig arbeitet.

Modifikation der Raw-Files mit ExifTool

Voraussetzung zur Korrektur von Objektivehlern mit DPP ist das Fotografieren im Raw-Format. Dies ermöglicht außerdem die Nachträgliche Korrektur von Weißabgleich, Belichtung und Kontrast.

Die Objektivkorrektur wird jedoch nur angeboten, wenn die Metadaten im Raw-File ein von DPP unterstütztes Canon Objektiv zeigen. Die von DPP unterstützen Objektive findet man in der Online-Hilfe (Auszug von DPP 3.4.1 siehe DPP_341_Lenses.txt. kopiert. Die neueste Version von DPP unterstützt wohl noch mehr Objektive.

Mit dem kostenlosen ExifTool können die Metadaten im Raw-File modifiziert werden. Näheres zu Installation und Bedienung des ExifTool hier: IntroExifTool.

Zunächst sichere ich die Originaldaten in einem Textfile:

\orig\EXIF\exiftool -p "$FileName $DateTimeOriginal $Lenstype : f/ $FNumber $ExposureTime s $ISO ASA f=$focallength d=$FocusDistanceLower - $FocusDistanceUpper m" *.cr2 >>exiforig.txt

IMG_0001.CR2 2009:02:14 12:04:10 Canon EF 85mm f/1.2L : f/ 6.3 1/500 s 100 ASA f=25.0 mm d=4.37 - 5.26 m
IMG_0002.CR2 2009:02:14 12:06:07 Canon EF 85mm f/1.2L : f/ 5.6 1/250 s 100 ASA f=41.0 mm d=10.23 - 14.32 m
IMG_0003.CR2 2009:02:14 12:07:11 Canon EF 85mm f/1.2L : f/ 5.6 1/160 s 320 ASA f=110.0 mm d=14.32 - 20.81 m
IMG_0009.CR2 2009:02:14 12:15:59 Canon EF 85mm f/1.2L : f/ 6.3 1/400 s 100 ASA f=18.0 mm d=1.81 - 2.07 m
IMG_0013.CR2 2009:02:14 12:29:05 Canon EF 85mm f/1.2L : f/ 6.3 1/800 s 100 ASA f=85.0 mm d=42.8 - 655.35 m

Die Objektivbezeichnung ist nicht korrekt, in Wirklichkeit sind die Aufnahmen mit dem Sigma Objektiv enstanden. Der Trick ist nun, die Objektivbezeichung in ein von DPP unterstütztes Canon Objektiv zu ändern, das eine ähnliche Charakteristik wie das Sigma Objektiv aufweist. Ich habe mich für das Canon EF-S 17-85mm f/4-5.6 USM IS entschieden, da die Tests Photozone Sigma 18-125mm und Photozone Canon 17-85mm eine gute Übereinstimmung der Objektivfehler zeigen.

Folgender Befehl modifiziert die Exif-Daten der Raw-Files:

\orig\exif\exiftool -overwrite_original -lenstype="Canon EF-S 17-85mm f4-5.6 IS US" *.cr2

Aktivieren der Objektivkorrektur in DPP

Für so modifizierte Raw-Files können nun die Objektivkorrekturen in DPP aktiviert werden. Zunächst ist keine Korrektur aktiv. Hier als Beispiel eine mit Weitwinkel (18mm) bei Blende 5.6 und 1/60 sek aufgenommene Fassade (Procter & Gamble in Cincinnati, Ohio):

Am meisten stört mich die Verzerrung, die am Dach besonders auffällt (unten das Pflaster ist wohl wirklich nicht eben). Aber auch die chromatischen Fehler sind nicht nur in der 200% Vergrößerung einer Bildecke sichtbar, sondern auch schon bei einer Bildschirm füllenden Darstellung mit 1920 Pixel Breite (HDTV).

Das einfache aktivieren der Korrekturen führt zu folgendem Ergebnis:

Die Chromatischen Fehler sind verschwunden und die Verzerrung ist deutlich geringer geworden. Allerdings erkennt man nun eine leichte Kissenverzerrung, d.h. die Korrektur ist etwas zu groß. Eine Reduzierung der Verzerrungs-Korrektur (Distortion) auf 65% liefert eine gerade Dachkante (leicht geneigt, da ich die Kamera wohl nicht ganz horizontal gehalten habe). Dies entspricht auch genau dem Verhältnis der in Test angegeben Verzerrungen von 4% bei Canon und 2.6% bei Sigma. Die Aufhellung der Bildränder empfinde ich auch als Verbesserung, wobei ich kleine Helligkeitsabweichungen da nicht als störend empfinde. Die Testergebnisse zeigen auch hier etws bessere Werte für Sigma, so dass eine Korrektur von 85% wohl exakter ist.

Mit dieser leicht abgeschwächten Korrektur ergibt sich folgendes Bild:

Für die Umwandlung in jpg scheint mit eine Auflösung von 3600x2400 Pixeln (8.6 Mio. Pixel) ausreichend, dies entspricht 300dpi bei einem A4-Druck und die "100% Darstellung" entspricht auf einem hochauflösenden Bildschirm einem Zoom-Faktor von etwa 2. Hier ist das Bild im Randbereich schon nicht mehr ganz scharf, aber ich sehe eigentlich auch keinen Grund für eine Ausschnittsvergrößerung dieses Bildes (gilt eigentlich für alle meine Weitwinkelbilder).

Weitere Beispielbilder

Hier noch ein weiteres Beispiel, aufgenommen in Obertauern (Österreich) mit leichten Weitwinkel (25mm) bei Blende 6.3 und 1/800 sek:

Bei dieser Brennweite ist die Verzerrung gering, außerdem fällt sie in diesem Bild sowieso nicht auf. Laut Test ist die chromatische Aberration in diesem Punkt bei Sigma geringer als bei Canon, trotzdem ergibt die Standardenistellung 100% ein gutes Ergebnis. Die Vignettierung ist laut Test hier bei Sigma ein kleines bischen stärker als bei Canon, daher habe ich 110% eingetragen (ich sehe die Unterschiede aber kaum). Hier das Ergebnis:

Dieses Bild (3600x2400) zeigt schon eine bessere Randschärfe als das obige Fassadenbild.

Als letztes Beispiel hier noch ein mit 46mm und Blende 9 aufgenommenes Bild der Fassade der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg:

Das Bild zeigt eine deutliche Kissenverzerrung. Die Testergebnisse zeigen, dass auch das Canon Objektiv bei 50mm eine Kissenverzerrung hat, allerdings eine etwas geringere (1.2% statt 1.4%). Hier das Ergebnis der Korrektur:

Die Verzerrung ist weitgehend korrigiert, jetzt sieht man vor allem die nicht exakte Kameraausrichtung. Hier (3600x2400) ist die Randschärfe schon sehr gut (das feine Netz ist keine Bildstörung, sondern wohl ein Netz gegen Tauben, vermute ich).

Fazit

Die Fehler des Sigma 18-125mm Objektivs lassen sich sehr gut mit dem Raw-Converter DPP korrigieren. Mit der resultierenden Abbildungsqualität bin ich sehr zufrieden. Meist genügt es, alle zu korrigierenden Bilder in DPP in eine "Collection" zu tun, beim ersten Bild die Korrekturen zu Aktivieren (ich reduziere Distortion auf 85%, sonst defaults), sie mit "copy recipe to clipboard" zu kopieren, alle anderen Bilder zu selektieren und mit "paste recipe to selected" mit den gleichen Korrektureinstellungen zu versehen.

Der einzige Grund, mir ein weiteres Objektiv zu wünschen, ist die recht kleine Blendenöffnung des Zoomobjektivs. Für Fotos bei wenig Licht und zum Freistellen des Motivs durch reduzierte Tiefenschärfe suche ich noch ein lichtstarkes "Normalobjektiv". Vielleicht das Sigma 30mm 1.4 EX DC HSM. Unterwegs werde ich wohl weiterhin alle Bilder mit dem Sigma 18-125mm machen.


© 2009 Hans-Georg Köpken